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700-Millionen-Investition: Grünes Flugbenzin für DHL am Airport Leipzig/Halle

Die Luftfahrt ist für etwa drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Und anders als bei Autos oder Lkw gibt es bisher wenig emissionsfreie Flüge, denn die Maschinen sind zu schwer, um sie etwa mit Batterien zu betreiben. Rund um den Flughafen Leipzig/Halle soll nun ein wegweisendes Zentrum für die Produktion emissionsfreier Flugkraftstoffe entwickelt werden.

Die Idee hinter dem Projekt ist es, eine industrielle Produktionsstätte für grünes Flugbenzin zu schaffen. Das Unternehmen EDL wird gemeinsam mit BP und Johnson Matthey eine Raffinerie errichten. Diese Anlage soll jährlich 50.000 Tonnen nachhaltigen Flugkraftstoff produzieren. Das Projekt hat einen geschätzten Wert von 700 Millionen Euro, wobei der Bund und der Freistaat Sachsen rund 200 Millionen Euro Fördermittel bereitstellen. Ziel ist es, den Luftfahrtsektor zu defossilisieren und die Emissionen deutlich zu reduzieren.

Die Bedeutung von grünem Flugbenzin

Das EU-Parlament hat im September verpflichtende Beimischungsquoten für nachhaltig hergestelltes Flugbenzin beschlossen. Dies bedeutet, dass herkömmlichem Kerosin sogenanntes Sustainable Aviation Fuel (SAF) beigemischt wird. Ab 2030 muss die E-SAF-Quote 1,2 Prozent betragen, und bis 2050 soll der Anteil der synthetischen SAFs auf 35 Prozent ansteigen. Grünes Flugbenzin wird aus erneuerbaren Energien wie Windkraft gewonnen und kann klimaneutral sein, wenn die Stromerzeugung ebenfalls nachhaltig ist.

DHL ist einer der Kunden, die von diesem Projekt profitieren werden. Der Logistikriese betreibt am Flughafen Leipzig/Halle sein europäisches Luftfrachtdrehkreuz. Jede Nacht starten und landen dort mehr als 65 Flugzeuge. DHL hat sich verpflichtet, die Beimischung von SAF zu erhöhen, und wird voraussichtlich einer der Hauptabnehmer des grünen Flugbenzins sein. Um die Versorgung sicherzustellen, soll der Flughafen Leipzig/Halle per Bahn beliefert werden.

Der Industriestandort wurde für dieses Projekt ausgewählt, da er sich für die Produktion von flüssigen Kohlenwasserstoffen eignet. Hier produziert der US-Chemiekonzern Dow aus Rohbenzin unter anderem Ethylen, den wichtigsten Rohstoff für die Kunststoffproduktion. Die geplante Raffinerie von EDL wird auch grünes Naphtha produzieren, das an Dow geliefert wird. Zudem plant EDL, Kohlendioxid aus der Dow-Produktion zu verwenden und grünen Wasserstoff herzustellen. Dieser könnte unter anderem von den Leipziger Stadtwerken sowie den Autofabriken von BMW und Porsche in Leipzig genutzt werden.

Die Produktion von grünem Flugbenzin erfordert große Mengen an grünem Strom. Laut EDL werden etwa 720 Windkraftanlagen an Nord- und Ostsee benötigt, um den Strombedarf der Raffinerie zu decken. Da die Produktion von Ökostrom wetterbedingt schwankt, ist eine große Anzahl von Windkraftanlagen erforderlich, um eine kontinuierliche Stromversorgung sicherzustellen.

Weitere Projekte in der Region

Neben dem Projekt am Flughafen Leipzig/Halle gibt es weitere SAF-Projekte in der Region. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum plant eine Forschungsanlage in Leuna, die jährlich 10.000 Tonnen SAF produzieren soll. Die Total-Energies-Raffinerie in Leuna arbeitet ebenfalls an einer Produktionsanlage für grünes Methanol. Das bisher größte Projekt wird vom Flughafen Leipzig/Halle in Zusammenarbeit mit DHL und Airbus verfolgt. Hier soll eine Raffinerie entstehen, die jährlich 200.000 Tonnen SAF produziert.

Das Projekt am Flughafen Leipzig/Halle hat das Potenzial, die Luftfahrtindustrie nachhaltiger zu machen und einen wichtigen Beitrag zur Defossilisierung des Sektors zu leisten. Die Errichtung einer Raffinerie für grünes Flugbenzin wird es DHL ermöglichen, seine Beimischungsquoten zu erhöhen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die Produktion von grünem Flugbenzin erfordert jedoch große Mengen an grünem Strom, was eine Herausforderung darstellt. Dennoch sind weitere SAF-Projekte in der Region geplant, die die Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe vorantreiben sollen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Projekte entwickeln und welchen Beitrag sie zur Reduzierung der Emissionen im Luftverkehr leisten werden.

Foto: EDL

Halle (Saale) // 24.10.2023